Plötzlicher Herzstillstand: Wenn Sportler:innen zusammenbrechen
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Der plötzliche Herzstillstand des dänischen Nationalspielers Christian Eriksen (30) sorgte bei der Fußball-Europameisterschaft 2020 für Aufsehen. Bei Eriksen verhinderte eine rasche Defibrillation den plötzlichen Herztod. Ein seltenes Ergebnis bei jungen Sportler:innen – und doch kommt es vor. Laut einer von der deutschen Herzstiftung zitierten schwedischen Studie, die den plötzlichen Herztod bei unter 35-Jährigen untersuchte, starben 512 junge Schweden im Zeitraum von 2000 bis 2010 an einem plötzlichen Herztod.1 Bei jedem Sechsten der obduzierten Todesopfer war trotz des jungen Alters eine Koronare Herzerkrankung (KHK) Ursache des plötzlichen Herztods.1
Auslöser für einen Herzstillstand wie bei Eriksen ist den meisten Fällen nicht die sportliche Betätigung selbst, sondern insbesondere bei jungen Sportler:innen eine Vorerkrankung: vererbte Herzrhythmusstörungen und Herzkrankheiten, die ab der Geburt bestehen, z. B. das Long-QT-Syndrom oder das Brugada- Syndrom, Herzmuskelentzündungen, Herzschwächen, Herzmuskelerkrankungen oder eine Anomalie der Herzkranzgefäße erhöhen das Risiko für einen Herzstillstand.1
In selteneren Fällen kann auch eine unentdeckte Vergrößerung des Herzens (dilatative Kardiomyopathie) bei einem jungen Menschen ohne Symptome vorliegen. Während oder nach anstrengender körperlicher Aktivität kann dieser dann plötzlich sterben. Auch eine Entzündung des Herzmuskels infolge einer Virusinfektion (Myokarditis) kann zu einer Vergrößerung des Herzens und Herzrhythmusstörungen führen wie einer ventrikulären Tachykardie, was zum plötzlichen Herztod führt.1
In Industrieländern ist der plötzliche Herztod (PHT) die dritthäufigste Todesursache.2 In den letzten Jahren haben immer mehr Laien bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand reanimiert. Dennoch greifen immer noch zu wenige Menschen im Notfall ein. Im Jahr 2021 betrug die Quote der Laienhelfenden in der Bundesrepublik 42,6 %.3 Wenn mehr Menschen unverzüglich Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten würden, könnten sich die Überlebenschancen der Patientinnen und Patienten verdoppeln bis verdreifachen.4
Patient:innen, die einen Herzstillstand überlebt haben, sind häufig auch nach der Reanimation kritisch krank und müssen lange auf der Intensivstation behandelt werden. 25 -55 % der Überlebenden sind kognitiv beeinträchtigt. Eine Erholung kann bis zu sechs Monate, manchmal noch länger dauern. Von den Berufstätigen sind nach sechs Monaten etwa die Hälfte und nach zwölf Monaten bis zu 85 % wieder bei der Arbeit.5
Wichtig ist es daher, auch bei jungen Sportler:innen auf körperliche Anzeichen zu reagieren und sich gerade im Leistungs- und Profisport regelmäßig medizinisch durchchecken zu lassen. Sportamateur:innen sollte sich langsam steigern, müssen sich bei regelmäßigem Sport im eigenen Leistungsbereich aber normalerweise keine Sorgen um einen Herzstillstand machen und können ihr gewohntes Pensum in jedem Alter ohne Bedenken weiterverfolgen. Bei plötzlicher Luftnot, Herzrasen oder Schmerzen in der Brust sollte man aber dringend eine Pause einlegen. Bei anhaltenden Symptomen ist es ratsam den/ Hausarzt/Hausärztin oder Kardiologen/Kardiologin aufzusuchen, um eine mögliche Herzerkrankung zu erkennen und zu behandeln. Und eine Virusinfektion muss komplett auskuriert werden, bevor es wieder auf den Platz geht.
Prüfen. Rufen. Drücken.
Kommt es zu einem Notfall, sind der Mut zur Ersten Hilfe und die Verbreitung von Laien-Defibrillatoren entscheidend. Falls ein:e Sportler:in in Ihrem Umfeld zusammenbricht, können Erste-Hilfe-Maßnahmen möglicherweise Leben retten.
Zunächst sollten Sie überprüfen, ob die Person bei Bewusstsein ist und ob sie noch atmet. Wenn sich der Brustkorb nicht hebt und die Person nicht ansprechbar ist, sollte sofort der Notruf (112) abgesetzt werden. Danach müssen Sie umgehend mit der Herzdruckmassage beginnen bis der/die Notarzt/Notärztin eintrifft. Denn die ersten Minuten sind entscheidend, um das Herz wieder zum Schlagen zu bringen. Ein Defibrillator verbessert außerdem die Chancen einer erfolgreichen Herz-Lungen-Wiederbelebung enorm. Mit speziell für Laien konzipierte, automatisierte externen Defibrillatoren (AED) können Ersthelfer nichts falsch machen.
Eine Zusammenarbeit der AstraZeneca GmbH und der Herzretter-Trainings GmbH.
- Deutsche Herzstiftiftung (2019): Bedrohliche Herzrhythmusstörungen Wie schütze ich mich vor dem plötzlichen Herztod? Online-Quelle. URL: https://www.herzstiftung.de/sites/default/files/media/BR17-Bedrohliche-Herzrhytmusstoerungen-Ploetzlicher-Herztod-2019/BR17-Bedrohliche-Herzrhytmusstoerungen-Ploetzlicher-Herztod-2019.pdf (letzter Zugriff 01.03.2023)
- Notfall Rettungsmed 2021 · 24:346–366 https://doi.org/10.1007/s10049-021-00884-y
- Fischer, M., et al., Jahresbericht des Deutschen Reanimationsregisters: außerklinische Reanimation 2021. Anasthesiologie und Intensivmedizin, 2022. 63: p. V118.
- Kragholm, K., et al., Bystander Efforts and 1-Year Outcomes in Out-of-Hospital Cardiac Arrest. The New England Journal Of Medicine, 2017. 376(18): p. 1737-1747.
- Perkins GD et al. Brain injury after cardiac arrest. Lancet 2021; DOI: 10.1016/S0140-6736(21)00953-3